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Abschnitte dieses Kapitels
v 4.1 Erfahrungen im Informatikunterricht der Jahrgangsstufe 11
v 4.2 Erfahrungen in Einführungsabenden für Lehrerinnen und Lehrer

4 Das Internet in meinem Unterricht

4.1 Erfahrungen im Informatikunterricht der Jahrgangsstufe 11

Um zu ersten Erfahrungen im Umgang mit dem Internet im Unterricht zu gelangen, habe ich zunächst zwei Exkursionen am 14. September 1995 und am 25. Januar 1996 mit meinem Informatikkurs der Jahrgangsstufe 11 in das Heinz-Nixdorf-Institut der Paderborner Universität unternommen34. In den Räumlichkeiten der Arbeitsgruppe "Informatik und Gesellschaft" konnte ich über hinreichend viele Rechner mit voller Internet-Anbindung verfügen, um erste Unterrichtserfahrungen zu sammeln. Neben einer allgemein gehaltenen Einführung in den Aufbau und grundlegende Funktionsweise des Internet sowie in die Bedienung eines Browsers (Anzeigeprogramm) für das World Wide Web habe ich den Schülerinnen und Schülern anhand ausgewählter Übungsaufgaben ermöglicht, das World Wide Web zu nutzen und dabei möglichst viele verschiedene Themenbereiche (Presse, Kommerzielle "Informationen", Stellenanzeigen, Geographische und geschichtliche Daten, Reise und Verkehr, Unterhaltung) mit unterschiedlichem Grad der Interaktion (Lesen, Benutzung von Formularen, Versand von Email) und verschiedenen medialen Formen (Texte, Bilder, Klänge, Filme) kennenzulernen. Einzelne Aufgaben zielten dabei vor allem auf die Bewertung der Netzdienste ab (z. B. hinsichtlich des Nutzens und der Aktualität der Daten), andere auf spezielle Rechtsprobleme (z. B. hinsichtlich des Datenschutzes).

Da das Echo auf die erste Exkursion seitens der Schülerinnen und Schüler sehr positiv war - einige hätten auch nach fünf Stunden noch weiterarbeiten wollen - habe ich dann im Januar eine kleine Unterrichtsreihe durchgeführt, in der neben einer Vertiefung zu Struktur und Funktionsweise des Internet auch die zu der Zeit aktuelle Diskussion um Sinn und Nutzen von Zensur im Internet aufgegriffen wurde. Die daran anschließende zweite Exkursion führte über die Nutzung eines weiteren Dienstes, den News, zur Gestaltung eigener Medien in Form von einfachen Dokumenten für das World Wide Web, in denen die Ergebnisse einer Recherche zu einem konkreten, derzeit schulrelevanten Thema eines beliebigen Faches dokumentiert wurden. Obwohl auch diese Veranstaltung, die nach dem Unterricht in der Freizeit der Schülerinnen und Schüler stattfand, mit mehr als fünf Unterrichtsstunden eher lang war, war die Beteiligung der Schülerinnen und Schüler sehr gut. In der letzten Unterrichtsstunde, die sie zur freien Benutzung des Netzes zur Verfügung hatten, haben die meisten ihr selbst erstelltes WWW-Dokument verfeinert.

Eine Erfahrung, die ich in den Exkursionen gemacht habe, ist dabei von besonderer Bedeutung. Zwei Schüler, die ihre Recherchen unter das Thema "Drogen" gestellt hatten, stießen auf etliche Informationen, die im normalen Unterricht keinen Eingang finden dürften. So stieß ein Schüler auf eine Anleitung, wie Hanf gezogen und schließlich zu Rauschmitteln verarbeitet werden kann, ein anderer fand in den News eine besondere Form der "Drogenberatung": der Autor eines Artikels fragte nach der besten Einstiegsdosis einer Droge für seine Freundin und erhielt darauf auch einige Antworten. Gerade diese Artikel wirkten besonders faszinierend, da sie die scheinbar grenzenlose Meinungsfreiheit, wie sie im Internet praktiziert werden kann, dokumentieren. In der Folgestunde habe ich daher diese Medienwirkung aufzuarbeiten versucht, wobei die aktuell immer noch vorherrschende Rechtsunsicherheit bezüglich der Veröffentlichungen im Internet thematisiert wurde. Aber auch die fragwürdige Qualität mancher Artikel oder WWW-Dokumente konnte an diesen Beispielen direkt erfahren werden.

Gerade Erfahrungen dieser Art in Verbindung mit dem Medienwirbel um die Ermittlungen einer Staatsanwaltschaft gegen den Internet-Provider CompuServe führten auch in einer Fachkonferenz Informatik an meiner Ausbildungsschule, dem Städtischen Gymnasium Oerlinghausen, zu einer kontroversen Diskussion über Nutzen und Gefahren einer Anbindung der Schule an das Internet. Diese endete mit dem Beschluß, daß die Anbindung aus didaktischen Gründen erfolgen solle, aber ein völlig unkontrollierter Zugang der Schülerinnen und Schüler nicht erfolgen dürfe.ˆ

4.2 Erfahrungen in Einführungsabenden für Lehrerinnen und Lehrer

Bald nach der zweiten Exkursion konnte ich einen Zugang an einem Arbeitsplatz einrichten, wobei die Universität Bielefeld eine kostenlose Anbindung ermöglichte, so daß die einzig entstehenden Kosten Telefongebühren sind.

Danach habe ich mit einem Unterricht besonderer Art begonnen: die Mehrzahl der Mitglieder des Kollegiums erklärte sich interessiert an Einführungsveranstaltungen, um erste Einblicke in das Internet zu erhalten. An sechs Abenden habe ich mit jeweils etwa drei Kolleginnen oder Kollegen eine dreistündige, sehr kompakte Einführungsveranstaltung durchgeführt, in der sie neben einigen Daten zur Entwicklung und Struktur des Internet sowie zur Datenübertragung und Adressierung im Internet die ausgewählten Kommunikationsdienste Email, News, IRC und Talk mit verschiedenen Kommunikationsformen (zeitgleich oder zeitversetzt, privat oder öffentlich) zunächst in der Theorie kennengelernt haben. Daran hat sich eine praktische Einführung in das World Wide Web angeschlossen, die Bedienung eines Browsers, wie man im Web suchen kann und welche grundlegende Arbeitsweise Suchmaschinen typischerweise haben. Je nach Interesse der Kolleginnen und Kollegen - es waren fast alle Fachrichtungen vertreten - wurden dann noch das Verschicken und Empfangen von Mail ausprobiert, sowie einige Newsgruppen bzw. -artikel gelesen.

Abschließend wurden Einsatzmöglichkeiten für den Unterricht in den Fächern der Kolleginnen und Kollegen diskutiert. Es stellte sich heraus, daß das Internet zwar als Medium für Unterrichtsvorbereitung in den meisten Fällen geeignet erschien (bis auf den Umstand, daß die Unterrichtsvorbereitung im Normalfall zu Hause und nicht in der Schule geschieht), einige Kolleginnen und Kollegen sich aber nicht direkt eine Einbeziehung des Internet als Medium oder Inhalt in ihren Unterricht vorstellen konnten.

In anschließenden Reflexionen habe ich erfahren, daß der grundsätzliche Aufbau eines Einführungsabends sinnvoll war und der sprichwörtliche "rote Faden" erkannt wurde. Zugleich mußte ich natürlich erkennen, daß für einen motivierenden Einstieg der kompakte Aufbau geeignet war, aber - wie zu erwarten war - für die Bildung einer Vorstellung über konkrete Unterrichtsprojekte eine Einführung über einen längeren Zeitraum hinweg sinnvoller ist. Im Rahmen einer solchen Einführung muß die Eigenaktivität der Lernenden im Vordergrund stehen, weshalb ein Arbeitsplatz für höchstens je zwei Lernende notwendig ist.

In den Einführungsabenden wurden in medienerzieherischer Hinsicht nur die Aspekte der Mediennutzung sowie in Ansätzen die Medienanalyse und -kritik aufgegriffen. In einer längeren Reihe sollen demnächst diese Aspekte vertieft und um die Mediengestaltung in Form eigener WWW-Dokumente und aktiver Nutzung der News ergänzt werden.ˆ


Fußnoten:
34 Die folgenden Ausführungen greifen auf die Unterrichtsentwürfe zu dem 2. Unterrichtsbesuch und dem 2. Unterrichtsversuch zurück.


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